Hintergründe zur Podiumsdiskussion

Vor der Digitalisierung erfüllten die traditionellen Medien die Funktion der Gatekeeper – ihnen oblag es auf Grundlage von journalistischen Prinzipien wie Relevanz, Belegbarkeit und ethischen Gesichtspunkten, Informationen zu filtern und zu entscheiden, welche Themen öffentlich kommuniziert werden. Medienvertreter:innen entschieden was in den Nachrichten gezeigt oder in der Zeitung abgedruckt wurde und bestimmten damit über die Reichweite einer Nachricht.

Mit dem Aufkommen der neuen Medien ist nun eine direkte Interaktion zwischen Akteur:innen und Nutzer:innen entstanden. Jede:r hat praktisch die Möglichkeit Informationen und Botschaften über YouTube-Kanäle, Twitter-Accounts, Telegram-Gruppen, Insta-Profile uvm. zu verbreiten. Themen erreichen die Menschen nicht nur in kürzester Zeit, auch die Reichweite mancher Influencer:innen übertrifft so manch klassisches Medium.
Dabei liegt im Internet ein großes demokratisches Potential. Dezentral, offen, partizipativ – eine neue demokratische Öffentlichkeit, die sich proaktiv aus einer Vielzahl an Quellen informiert. Investigative Plattformen wie WikiLeaks, die ohne Digitalisierung nicht möglich wären. Doch was in der Theorie wunderbar funktioniert, zeigt in der Realität auch seine Schattenseiten. Mehr Informationen zu erhalten, bedeutet nicht automatisch besser informiert zu sein. Nun ist jede:r Einzelne selbst dafür verantwortlich zwischen Recherche und Erfindung, Objektivität und Propaganda zu unterscheiden, Quellen zu prüfen und Meldungen zu hinterfragen.

Die Mediennutzung hat sich verändert und wird sich auch kontinuierlich weiterentwickeln. Für immer mehr Menschen werden digitale Dienste zur Hauptinformationsquelle. Große Onlineplattformen werden selbst zu einer Art individuellen Gatekeeper – Algorithmen selektieren vor, was für jede:n Einzelne:n interessant sein könnte. Welche Gefahren das birgt, zeigt sich aktuell in der Pandemie ganz deutlich. Filterblasen entstehen, in denen vorherrschende Einstellungen verstärkt werden, anstatt andere Perspektiven aufzuzeigen. Desinformationen erreichen rasend schnell eine große Anzahl von Nutzer:innen und sorgen für Wut, Angst und Aggression in der Bevölkerung.

Das zeigen neben bundesweiten Vorfällen, wie die Belagerung des ZDF-Hauptstadtstudios insbesondere Ereignisse in Sachsen, wie das Aufsuchen führender Politiker:innen wie dem Ministerpräsidenten Michael Kretzschmer und der Staatsministerin Petra Köpping mit Fackeln in ihrem privaten Umfeld.

Wir wollen darüber diskutieren, wie wir diese Herausforderungen sowohl politisch als auch gesamtgesellschaftlich meistern können?!

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